Im November 2018 lud der Tabakpräventionsfonds Jugendliche aus der ganzen Schweiz zu einer "Expedition" ins Emmental ein, mit dem Ziel, sich neue und attraktive Wege im Kampf gegen das Rauchen auszudenken. Die Gruppe wurde von Erwachsenen sowie Expertinnen und Experten für Tabakprävention begleitet, um ihre Fragen zu beantworten. Die kollektiven Überlegungen der Jugendlichen waren fruchtbar: Sie brachten 27 Projektideen hervor, die die Gruppe anschliessend bewertete und nach Interesse ordnete. Drei dieser Ideen fanden nahezu ungeteilte Zustimmung: Sie betrafen den Einfluss und die Taktiken der Tabak- und Nikotinindustrie sowie die Forderung nach Transparenz gegenüber der Gesellschaft. Diese drei Ideen wurden zu "Transparency and Truth" zusammengefasst.
Die Wahl dieses Themas durch die Jugendlichen deckt sich mit der Empfehlung der Eidgenössischen Kommission für Tabakprävention (EKTP), die in ihrer Schlussmitteilung vorgeschlagen hat, die Methoden der Tabakindustrie zur Beeinflussung der Gesellschaft und der Gesetze zu thematisieren und zu beleuchten. Das Thema spielt auch eine wichtige Rolle in der Strategie des Tabakpräventionsfonds (Stossrichtung 2) sowie in den Bestimmungen des Rahmenübereinkommens der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Eindämmung des Tabakgebrauchs (FCTC), insbesondere in Artikel 5.3 über die Einflussnahme der Tabakindustrie und in Artikel 12 über die Erziehung, Kommunikation, Ausbildung und Sensibilisierung der Öffentlichkeit sowie in den Richtlinien zur Umsetzung dieser Artikel.
Im Gegensatz zu dem, was man manchmal in den Medien und aus dem Mund einiger Politikerinnen und Politiker hört und liest, ist die Schweiz im internationalen Vergleich eine echte Versagerin, wenn es um die Bekämpfung der Tabakepidemie geht. Sowohl im europäischen Tobacco Control Scale, der die Umsetzung wirksamer Präventionsmassnahmen in 37 Ländern misst, als auch im Global Tobacco Industry Interference Index, der den Einfluss der Tabakindustrie auf die Gesetzgebung in 90 Ländern misst, belegt die Schweiz den vorletzten Platz.
Die Schweiz ist eines der wenigen Länder in Eurasien, die das FCTC noch nicht ratifiziert hat. Dieses internationale Abkommen umfasst bislang 183 Vertragsparteien, darunter auch die Europäische Union. Die laxe Haltung der Schweiz bei der Tabakprävention hat schwerwiegende gesundheitliche Folgen, die jedes Jahr die von COVID-19 im Jahr 2020 übersteigen. Es gibt einen hohen Anteil an Raucherinnen und Raucher in der Schweizer Bevölkerung, und dieser Anteil sinkt nicht, im Gegensatz zu den Ländern, die die vom FCTC und der WHO empfohlenen Massnahmen umsetzen.
Dieser gravierende Rückstand kann hauptsächlich auf die Präsenz der Tabak- und Nikotinindustrie in unserem Land, ihre Machenschaften und ihren Einfluss auf unsere Gesellschaft und unsere Institutionen zurückgeführt werden. Das Ziel von "Transparency and Truth" ist es, der Öffentlichkeit sachliche und aufschlussreiche Informationen über diese Industrie und ihre Handlungen in der Schweiz zur Verfügung zu stellen. Dabei soll insbesondere die "Truth Initiative" als Vorbild dienen, die in den 1990er Jahren und bis heute einen grossen Einfluss auf das Rauchen in den USA hatte und die Raucherquote kontinuierlich senkte, so dass sie 2021 bei den 18- bis 24-Jährigen nur noch 5,3 % betrug, während in der Schweiz 40 % der 20- bis 24-Jährigen rauchen.
"Transparency and Truth" orientiert sich auch am Ansatz der "kommerziellen Gesundheitsdeterminanten", der den Einfluss der Industrien auf unsere Gesetze, unser Lebensumfeld und unsere Gesundheit hervorhebt. Die Tabakindustrie ist leider nicht die einzige, die die Gesetzgebung zu ihren Gunsten beeinflusst und wirksame Massnahmen zum Schutz ihrer Gewinne blockiert (ein Beispiel finden Sie hier). Andere Industrien folgen ihrem Beispiel: "Transparency and Truth" wird das Untersuchungsfeld auf diese ausweiten, um die zugrunde liegenden Mechanismen aufzudecken und Ähnlichkeiten mit denen zu untersuchen, die von der Tabakindustrie verwendet werden, die in diesem Bereich eine bemerkenswerte (und schuldhafte) Innovationskraft an den Tag gelegt hat. "Transparency and Truth" geht davon aus, dass informierte Bürgerinnen und Bürger in der Lage sind, ihre Rechte wahrzunehmen und die Entwicklung der Gesellschaft, in der sie leben, zu beeinflussen. Gegenwärtig sind diese Informationen in der Schweiz zwar öffentlich zugänglich, aber kaum bekannt, während die Öffentlichkeit tagtäglich verzerrten oder falschen Informationen zu diesen Themen ausgesetzt ist.
Das Ziel von "Transparency and Truth" ist es, die Ursachen der Tabakepidemie zu beleuchten und aufzuzeigen, was den Rückgang des Rauchens in der Schweiz verhindert. Die Informationen auf dieser Website sollen wie eine Impfung wirken: Wer sie gelesen hat, erkennt Beeinflussungsversuche, wenn er ihnen ausgesetzt ist, und kann sich so gegen sie schützen und sie als das entlarven, was sie sind.
Letztlich will "Transparency and Truth" junge Menschen vom schädlichen Einfluss der Tabakindustrie und anderer Industrien, die sich an deren Methoden orientieren, befreien. «TnT» will sie in die Lage versetzen, die Ideale von Freiheit und Verantwortung in vollem Umfang zu verwirklichen, indem sie sich dagegen wehren, dass diese Ideale von der Industrie missbraucht werden, für die diese Ideale nur Marketing- und PR-Motive sind. Die Werte, die mit "Transparency and Truth" verbunden sind, stammen von jungen Menschen. Sie sollen von der Jugend entwickelt und in die Tat umgesetzt werden, um ihr zu helfen, die Welt von morgen zu gestalten. Diese Werte lassen sich in drei Worten zusammenfassen: Free. Fair. Future.!