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Dossier #3

Marketing

Die Tabak- und Nikotinindustrie stösst in die sozialen Netzwerke vor, um Werbeverbote zu umgehen und sich neue Märkte zu erschliessen

In einer Präsentation für Influencer, die Philip Morris zur Verkaufsförderung seines neuen rauchfreien Produkts angeworben hat, warnt der Konzern: «Da das Gesetz darauf ausgelegt ist, die Tabakhersteller an der Verkaufsförderung ihrer Produkte in den sozialen Netzwerken zu hindern, [… ], werden Sie sich auf einer Art Minenfeld wiederfinden.» Das vorliegende Dossier befasst sich mit allen neuen Marketingmethoden, einschliesslich des weitläufigen Gebiets der sozialen Netzwerke, die den Tabakfirmen unzählige Möglichkeiten für die Verkaufsförderung ihrer Produkte bieten, denn sie können darin alle ansprechen, auch Jugendliche und Nichtrauchende. Damit umgehen sie die geltenden Gesetze in den Ländern, die jede Form von Werbung untersagen. Aber Vorsicht: Die Beteiligten bewegen sich tatsächlich auf einem Minenfeld. Wer sich beim allzu auffälligen Anpreisen dieser Produkte erwischen lässt, tut dies auf eigene Gefahr: Die Tabakindustrie weiss immer, wie sie ihre Verantwortung auf Dritte abwälzen kann.

Pascal Diethelm
Präsident von OxySuisse
Pascal Diethelm - Präsident von OxySuisse
Briefing-Papier

Briefing-Papier

Die Tabakindustrie erobert die sozialen Netzwerke

Jugendliche sind die Hauptzielgruppe der Tabakindustrie: als zukünftige Raucherinnen und Raucher sollen sie das Überleben der Tabakindustrie sicher stellen. Das nur schlecht getarnte Ziel jedes Tabakunternehmens besteht darin, dass junge Nichtrauchende möglichst früh zu rauchen beginnen, und zwar mit einer seiner Marken, um so den Konkurrenten zuvorzukommen. Anschliessend geht es für sie darum, die jungen «Rauch Anfängerinnen und Anfänger» zum weiteren Konsum anzuregen, damit sie zu Gewohnheitsrauchenden werden, die nach einem Produkt süchtig und ihrer Marke treu sind. Um dies zu erreichen, nutzt die Tabakindustrie alle Marketingkanäle, die ihr zur Verfügung stehen. Nach den klassischen Werbemedien gilt es seit kurzem, die sozialen Netzwerke zu erobern. Dieser virtuelle, offene, grenzenlose und intrusive Raum fällt durch die Maschen der gezielten Marketingreglementierung. Während die Regulierung weiter schwammig bleibt und die Nutzenden von virtuellen Gemeinschaften immer jünger werden, reichen den Herstellern wenige Klicks, um ihre Zielgruppe zu erreichen.

Eine Kampagne, die die Manipulationen der Tabakindustrie aufdeckt


Um die Manipulationstaktiken der Tabakindustrie aufzudecken, lanciert Transparency and Truth ab dem 31. Mai 2024 eine eindringliche Kampagne auf TikTok. Die Kampagne richtet sich an Jugendliche und verdeutlicht die Absurdität des Verkaufs von Tabakprodukten mit attraktiven Aromen, trotz ihres Suchtcharakters und ihrer Gesundheitsschädlichkeit. Um diese Widersprüchlichkeit zu demonstrieren, werden in einem bestechenden Spiel Ähnlichkeiten verwendet, zum Beispiel ein mit Nagellack überzogener Donut. 

Auf der Website unfogged.ch kann jeder personalisierte, lustige und absurde Videos erstellen, die in sozialen Netzwerken geteilt werden können.

Interviews & Schlüsselzahlen

95% des Lernens geschieht unbewusst

95% des Lernens geschieht unbewusst

Gespräch mit Julien Intartaglia, Spezialist für Konsumentenverhalten, Dekan des Instituts für Kommunikation und Erlebnismarketing (ICME) und Dozent an der Hochschule für Wirtschaft Neuchâtel (HEG Arc).

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